veröffentlicht
Schweiss für Blut
Doktor Rotschnauz setzt auf Beni
TV-Dokumentarfilm 2006
CH
52 min.
HD

Die Geschichte von zwei aussergewöhnlichen Schweizern an einem aussergewöhnlichen Radsportanlass - dem ostafrikanischen Mehretappenrennen Giro d‘Eritrea.

"Da stürzt sich einer enthusiastisch, aber ohne Erfolgschancen in ein Velorennen, das abenteuerlicher ist als die Tour de France - und wird gleich zum Publikumsliebling..."
Der Bund
"In einem Land, in dem Tausende von invaliden Veteranen aus dem dreissigjährigen Bürgerkrieg hohes Ansehen geniessen, wird der einarmige Beny Furrer zu einer gefeierten Symbolfigur."
NZZ

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DVD
Deutsch

Einer der Schweizer ist Arzt: Martin Weber (58) aus Bern hat den Auftrag, für das Rote Kreuz die Blutspendetätigkeit in Eritrea zu fördern. Der andere ist Extrem-Radsportler: Beny Furrer (50) aus dem Wallis, einarmig.

Beny Furrer will die 1'100 Kilometer des Giro d'Eritrea als Blutspende-Botschafter fahren. Sein Auftritt inmitten von hundert jungen einheimischen Rennfahrern soll zeigen, dass das Spenden von Blut die Leistungsfähigkeit eines Mannes nicht beeinträchtigt. Sogar, wenn dieser Mann nur einen Arm hat und bereits fünfzig ist. Dass Menschen, die Blut spenden, ihre Kraft verlieren, ist in Afrika ein altes Vorurteil.

Abu Shenab Moishnung
In Eritrea leben zahlreiche Invalide. Die meisten sind Kriegsversehrte: ihre Behinderung stammt vom langen Unabhängigkeitskampf. Viele dieser Kämpfer hat Martin Weber, der Arzt aus Bern, vor Jahren verarztet, in einem Notspital an der sudanesisch-eritreischen Grenze. Seither nennen die Eritreer den Mann mit dem einst roten buschigen Schnauz Abu Shenab Moishnung: "der verrückte Doktor mit dem roten Schnauz".

Vor zwei Jahren überzeugte Weber das Schweizerische Rote Kreuz SRK, den populärsten Sportanlass in Eritrea als Vehikel für humanitäres Engagement einzusetzen. Jetzt ist das SRK Hauptsponsor des Giro d'Eritrea. Die Organisation betritt damit Neuland.

Atemberaubende ostafrikanische Szenerie
Gleiches tun auch Weber und Furrer. Der 58-jährige Berner Arzt amtet während des gewaltigen Rennens als Furrers Coach, Wasserträger und Hilfsmechaniker. Der Oberwalliser aus Stalden war überhaupt noch nie in Afrika.

Was Weber und sein radelnder Botschafter in der atemberaubenden ostafrikanischen Szenerie erleben, zeigt dieser Film.

Der Giro d'Eritrea
Das erste Radrennen in Eritrea führten 1946 die Italiener durch. Damals nahmen ausschliesslich weisse Fahrer teil. Nach einer fast 50-jährigen Pause entschlossen sich die Eritreer Mitte der neunziger Jahre, das Radsport-Erbe der Italiener zu reaktivieren. Das erste Mehretappenrennen unter dem Namen Giro d'Eritrea fand 2001 statt, 10 Jahre nach dem Ende des Befreiungskrieges gegen Aethiopien. Die Eritrean National Cyclist Federation ENCF führt seither jedes Jahr eine Austragung durch. An der sechsten Ausgabe, die vom 18. bis 26. Februar 2006 stattfand, nahmen hundert Fahrer teil, darunter Beny Furrer als einziger Ausländer. Das Budget für das Rennen liegt zwischen 50'000 und 60'000 Schweizer Franken. Rund ein Viertel davon wird als Preisgeld an die Rennteams ausgeschüttet.

Beny Furrer
Beny Furrer aus Stalden/VS ist Extrem-Radfahrer. Auch mit 50 Jahren fährt er immer noch Extrem-Rennen über grosse Distanzen:
"Ich bin einer der es nicht lassen kann, auch nicht, nachdem ich in den USA das längste und härteste Radrennen der Welt als 11. beendete. Extremsport gehört zu meinem Leben, ohne ihn könnte ich nicht sein. Als ich 1986 am 25. Mai mit meiner 1000-er Kawasaki einen schweren Unfall erlitt, meinte ich, das wärs wohl gewesen. 17 Knochenbrüche, insgesamt über 50 Stunden Operationen und eine spätere Amputation des linken Armes waren die schlimmen Folgen. Ich wog gerade noch 45 kg, als ich nach 15 Wochen das Spitalbett verlassen konnte.

Infos zu Eritrea
Eritrea erlangte seine Unabhängigkeit am 24. Mai 1993 nach über dreissigjährigem Bürgerkrieg mit Aethiopien. Eritrea ist damit der jüngste Staat Afrikas. Hauptstadt ist Asmara, 2325 Meter über Meer.
Asmara ist die wohl schönste und sauberste Hauptstadt Afrikas. Sie ist geprägt von der italienischen Architektur des frühen 20. Jahrhunderts. Von 1889 bis 1940 war Eritrea italienische Kolonie.

Im Lande leben neun verschiedene Ethnien friedlich nebeneinander. Die Hälfte der rund 3,5 Millionen Einwohner sind Christen, rund 45% sind Muslime. Der lange Bürgerkrieg führte dazu, dass heute rund 1 Million Eritreer im Ausland leben.

Weiterführende Infos:
www.odci.gov
www.lonelyplanet.com
www.dehai.org


WHO und Schweizerisches Rotes Kreuz
Sicheres Blut ist eine von sieben Prioritäten der Weltgesundheitsorganisation WHO. In diesem Rahmen baute die WHO für Eritrea in der Hauptstadt Asmara eine zentrale Blutbank modernsten Zuschnitts. Nur moderne Blutspendezentren verhindern, dass Aids-infisziertes Blut in Umlauf gerät.

Sicheres Blut ist hochbedeutend, um Leben zu retten und die Gesundheit von Müttern, Kindern und Trauma-Opfern zu gewährleisten. Die Bereitstellung von genügend und sicheren Blutreserven ist deshalb für die Basis-Gesundheitsförderung unabdingbar, auch in Afrika.

Hier setzt das Schweizerische Rote Kreuz SRK an. Seit 1994 in Eritrea tätig, hilft das SRK beim Aufbau eines nationalen Blutspendedienstes. Es schult das Management und bildet Fachkräfte aus. Das SRK rüstet aber auch mobile Equipen aus, die Blutentnahmen in Schulen und Spitälern machen. Um mehr regelmässige Spender/innen zu gewinnen, initiiert das SRK Werbe- und Informationskampagnen.
www.redcross.ch


Zu den Dreharbeiten
Dokumentarfilmer Urs Schnell und sein Team drehten zwischen Dezember 2005 und Februar 2006 in Bern, im Wallis und in Eritrea. Zum Einsatz kamen zwei Kameras Sony Z1. Gedreht wurde im Format HDV 16:9. Der Schnitt erfolgte ebenfalls auf HDV.

Die Rennbilder drehten Kameramann Mani Koller und (mit der Zweitkamera) Dominique Hunziker vom Pickup aus. Aufgrund der schlechten Strassenverhältnisse und der schwierigen Begleitumstände setzte das Schweizer Team keine Töff-Kamera ein.

Crew

Regie: Urs Schnell

Produktion: Schweizer Fernsehen SF

Kamera: Mani Koller, Dodo Hunziker

Montage und Ton: Dodo Hunziker

Eine Produktion von SF Schweizer Fernsehen 2006

Cast

Martin Weber

Beni Furrer

Rosmarie Furrer

Saleh Meki

Yordanos

Yemane

Shambel