
Er starb auf seiner 22. Expedition in die Antarktis - in der Nähe einer Herde von Kaiserpinguinen, auf dem Meereis unweit der russischen Forschungsstation Mirny: Bruno P. Zehnder.

Zehnder war ein kompromissloser Mensch. Während zwanzig Jahren kannte er nur ein Sujet: die Pinguine. 1975, auf seinem ersten Antarktis-Trip, hatte er sich den schwarzen Vögeln, die nicht fliegen können, mit seiner Nikon F1 zum ersten Mal genähert. „Ein Erlebnis, das mich wie ein Blitzschlag traf,“ sagte der gebürtige Ragazer im Rückblick, „ich wusste plötzlich, was ich mit dem Rest meines Lebens anfangen würde.“ Zehnder war damals 30-jährig. Die Pinguine wurden zu seiner Passion. Den Mittelnamen „P.“ liess er sich in seinen Pass eintragen. Das „P“ steht für Pinguin.
Präsident Gorbatschow war so beeindruckt von Bruno Pinguin Zehnder, dass er den Schweizer 1988 auf dem russischen Eisbrecher „Akademik Fjodorow“ mitfahren liess. Zehnder durfte als einer der ersten Westler die damals noch sowjetischen Antarktisstationen anfahren. 1994 lebte Zehnder für ein ganzes Jahr auf der Station Mirny. Als erster und einziger Ausländer unter 42 Russen. Seine Bilder vom Lebenszyklus der „Emperors“ der Kaiserpinguine, gingen um die Welt.
Das Museum of Modern Art in New York hatte Fotografien von Bruno Zehnder zwar schon Ende der achtziger Jahre gekauft, das renommierte Time Magazin schon 1990 einen von Zehnders Kaiserpinguinen auf die Titelseite gerückt, im gleichen Jahr, indem die BBC Zehnder zum „Wildlife Photographer of the Year“ erkürte. Den fotografischen Höhepunkt aber erreichte Zehnder während seines Mirny-Aufenthaltes 1994/95. Unter schwierigsten Bedingungen dokumentierte der Fotograf unweit der Station Paarung und Brut in den Pinguinherden. Der Kaiserpinguin ist nämlich das einzige Tier, das seine Jungen im antarktischen Hochwinter bei Sturm und Temperaturen von minus 70 Grad zur Welt bringt. Dass dabei das Männchen das Ei während 65 Tagen auf seinen Füssen hegt, pflegt und wärmt, faszinierte Zehnder besonders.
„Ich muss unbedingt noch ein Bild haben,“ sagte Zehnder im Frühling 1997, als er sich auf dem Kennedy-Airport von seinem Bruder verabschiedete: „Ich will das Küken, das bei Sturm aus dem Ei schlüpft.“ Seiner amerikanischen Freundin versprach der Fotograf, es würde seine letzte Reise in die Antarktis sein.
Der Berner Autor Urs Schnell hat Bruno Zehnders letzte Reise dokumentiert. Recherche und Dreharbeiten dauerten über zwei Jahre. Schauplätze sind das antarktische Mirny, St. Petersburg in Russland, New York, Los Angeles und Bad Ragaz. Im New Yorker Privatarchiv von Zehnder fand Schnell unveröffentlichtes Filmmaterial, das der Fotograf 1994 auf Mirny gedreht hatte. Es ist im Dokumentarfilm „Der Pinguin Mann“ nun zum ersten Mal veröffentlicht.
Ausstellung mit Photos von Bruno P. Zehnder






Regie: Urs Schnell
Produktion: Schweizer Fernsehen SF
Kamera: Laurent Stoop, Igor Tschupin
Hi-8-Material: Bruno P. Zehnder
Montage: apRi production, Angelo Prinz
Bruno P. Zehnder
Guido Zehnder
Kwami Handy
Heather May
Malcolm W. Browne
Alexej Mischin
Waleri Lukin
Leonid Popolitow